Von anderen Hundehaltern und deren klugen Ratschlägen

Ich vermute mal, Ihr kennt das auch: Ihr habt Eure Regeln aufgestellt und schon kommt ein Hundehalter daher der meint, er müsse Euch belehren. Wie geht man mit solchen klugen Ratschlägen um, denn manchmal sind sie ja doch ziemlich nervend.

Lass den Hund doch frei, der findet schon nach Hause

Heute Morgen ging ich mit meiner einjährigen Hündin spazieren. In diesem wildreichen Gebiet sprangen zahlreiche Kaninchen lustig durch die Gegend – das fand meine Hündin spannend und wäre gerne hinterher gelaufen. Aber: Ich habe etwas dagegen, mir eine „Vollblutjägerin“ zu trainieren. Keine Lust mehr, einem Hund hinterher zu schauen, der meilenweit entfernt Hasen und Co. jagt. Auch keine Lust mehr mit einem Streuner zu leben, denn die Erfahrung habe ich auch schon gemacht.

Emma blieb somit an der Leine. Nein, es ist keine kurze Führleine, an der sie sich kaum bewegen kann. Sie läuft dann an einer 10-Meter-Leine. Und: Nein, ich mag es nicht besonders gerne, einen Hund an der Leine zu lassen. Doch genau deshalb handle ich so, wie ich derzeit handle: Sie bekommt keine Jagderlaubnis und ich bin mir sicher, dass sie im wahren Erwachsenenalter fast überall freilaufen kann, denn schon jetzt zeigen sich tolle Erfolge.

 

Hundefutter-VergleichNun traf ich einen Hundehalter mit seinen zwei Hunden. Diese Hunde laufen immer frei und streunen munter durch die weitläufige Nachbarschaft. Mir ist das wurscht, sind ja seine Hunde. Meine Emma soll aber kein stromender Hund werden. Damit die drei Hunde aber eine Runde spielen konnten, ließ ich Emma kurz von der Leine. Sie tobten und spielten und drehten ihre verrückten Spielrunden. Als ich weitergehen wollte, nahm ich sie wieder an die Leine. Hundehalter: „Warum lässt du sie nicht freilaufen?“ Ich: „Weil sie heute sehr auf Jagd aus ist und ziemlich schnell auf die Suche nach einem Kaninchen gehen würde.“ Hundehalter: „Ach, das machen meine auch. Aber sie finden immer nach Hause. Auch deine Emma wird wieder nach Hause kommen.“

Siehe auch:   Living in the box oder: Der Trend mit der Hundebox

Ich wollte eigentlich nichts mehr sagen, tat es aber doch: „Ja, sie würde bestimmt nach Hause finden. Ich möchte aber nicht, dass sie sich angewöhnt, alleine durch die Landschaft zu laufen, um irgendwann wieder nach Hause zu kommen.“

Ihr ahnt es schon. Hätte ich mal freundlich geschwiegen, genickt und wäre einfach weiter gegangen, so, wie ich das sonst auch mache. Jetzt erhielt ich eine Beratungsstunde in Sachen Hundeerziehung, die ich gar nicht gebucht hatte. Beim nächsten Mal werde ich wieder freundlich schweigen und nicken.

Tue das, was Du für richtig hälst
Tue das, was Du für richtig hälst

Frage immer den, der da ist, wo Du hin willst

Das ist meine Devise, nach der ich normalerweise vorgehe: Brauche ich einen Rat, frage ich denjenigen, der bereits das erreicht hat, was ich erreichen möchte. Das mache ich übrigens nicht nur beim Thema Hundeerziehung. Brauche ich also Hilfe in Bezug auf Emma, frage ich jemanden, der selbst einen jungen Hund mit viel Energie hat oder hatte und ähnliche Ansichten in Sachen Hundehaltung hat wie ich. Alles andere ist ziemlich sinnfrei. Zum Beispiel lässt der oben genannte Hundehalter seine Hunde den ganzen Tag draußen rumrennen. Die zwei Hunde laufen auf die Straße, jagen Autos hinterher und beim Spaziergang mit Herrchen kommt es ihnen oft in den Sinn, alleine weiterzugehen. Sie finden ja nach Hause… Das ist nicht meins und da möchte ich nicht hin. Also war die Beratungsstunde heute Morgen unsinnig.

Es war mein Fehler, denn ich habe angefangen auf seinen Tipp zu antworten. Rechtfertigung ist immer doof. Bestimmt kennt Ihr solche Situationen auch und bestimmt seid auch Ihr manchmal genervt über Ratschläge, die Ihr gar nicht haben wolltet? Ich sehe es so: Meine Erziehungsmethoden muss niemand annehmen oder gut finden. Es sind ja meine Methoden. Die sind vielleicht auch nicht fehlerfrei, aber ich merke an Emma, dass sie funktionieren. Sie funktionieren eventuell nicht bei Waldi oder Pluto, doch für Emma scheint das genau passend zu sein. Sie läuft immer öfter frei und ich kann dabei entspannt die Natur betrachten, ohne im nächsten Moment meinen Hund suchen zu müssen.

Siehe auch:   Die Siesta - eine Geschichte aus meinem Leben mit Hunden

Und noch etwas: Auch ich habe mir Rat geholt und zwar von einem Menschen, der seinen Beagle ohne Leine laufen lassen kann – Beagle = Jagdhund. Der mit positiver Verstärkung arbeitet und der mir das Wissen über selbstbelohnende Jagderlebnisse vermittelt hat. An dieser Stelle ein Dank an Thomas Ifland.

Nachtrag: Wenige Wochen nach Veröffentlichung dieses Artikels fand ich einen der Hunde des o.g. Nachbarn tot am Straßenrand. Der Hundehalter hatte ihn noch nicht vermisst, schließlich war er das Warten auf seine Hunde gewohnt. Auch seine anderen Hunde sind nicht alt geworden. Sie wurden vergiftet, weil sie herumstreunten und einer der Hunde nicht nur Kaninchen, sondern auch Welpen und Katzen tötete. 

4 Kommentare

  • du schreibst mir aus der Seele ! 🙂

  • mir auch, mir auch… Vor allem weil meistens die Menschen mir Tipps geben, die Hunde haben die meinen bitte nur als abschreckende Beispiele dienen. Und da können seltenst die Hunde was für, das sie so geworden sind…

  • Solche Artikel und Kommentare gefallen mir! Ich arbeite für Verständnis, gegen den Leinenzwang
    und gegen das Unverständnis:

    http://www.allgemeine-zeitung.de/dialog/blogs/von-menschen-mit-hunden/index.htm.
    Viel Vergnügen!

  • Ein sehr gelungener Artikel , vor allem aus dem Leben !
    GENAU SO ist es leider viel zu oft. Selbst mich versuchen Leute zu belehren, wenn mein Hund im Park auch mal an der Leine ist. Kurz vor Weihnachten sprach mich noch ein Mann an….
    „Warum ist ihr Hund angeleint ?“
    Antwort… warum nicht ? (hatte mit meinem Hund Leinenführigkeit geübt)
    „Der muss mal toben“
    Aha, gut da sie mir das jetzt sagen . Leine losgemacht und sage: Baileys, geh toben !
    Mein Hund schaut mich nur an…. Ich mache die Leine wieder dran und sage: Er will nicht !
    ( Hätte ich LOS gesagt, dann wäre er natürlich sofort los-geflitzt )
    Bin dann weiter gegangen. Ein wenig später kam mir der gleiche Mann erneut entgegen.
    „Haben sie meinen Hund gesehen ?“
    Nein, der ist aber bestimmt noch am toben. Ich hatte das Gefühl, das nun der Mann innerlich am toben war.
    Im neuen Jahr begann dann der nächste Grundkurs. Ich staunte nicht schlecht als ich sah, wer sich angemeldet hatte. Genau der Mann, der mich noch belehren wollte.
    NICHTS hat er noch dazu gesagt !

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