Das Vestibularsyndrom beim Hund – ist kein (!) Schlaganfall

Vestibularsyndrom beim Hund

Eine der häufigsten neurologischen Störungen beim Hund ist das Vestibularsyndrom. Viele verwechseln diese Störung mit einem Schlaganfall. Lese hier, welche Symptome auftreten, wodurch das Vestibularsyndrom beim Hund verursacht wird und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Wissenswertes über das Vestibularsyndrom beim Hund

Beim Vestibularsyndrom kommt es zu einer meist sehr plötzlichen und akuten Störung des Gleichgewichtsinns infolge einer Durchblutungsstörung im Innenohr, dem sogenannten Vestibularorgan. Durch diese Störung ist die Informationsweiterleitung zum Gehirn, die für den Bewegungsablauf zuständig ist, stark eingeschränkt. Da das Vestibularsyndrom vorwiegend alte Hunde betrifft, wird es auch oft als geriatrisches Vestibularsyndrom bezeichnet. Der Begriff Geriatrie beschreibt die Lehre der Altersmedizin. In eher seltenen Fällen kann es auch jüngere Hunde betreffen. Hier ist dann eine sehr genaue Untersuchung erforderlich, um eine eventuelle schwerwiegendere Ursache auszuschließen.

Zu welchen Symptomen kommt es beim Vestibularsyndrom?

Wie ich oben bereits geschrieben habe, tritt das Vestibularsyndrom meist sehr plötzlich und akut auf. Betroffene Hunde können von einem auf den anderen Moment umfallen. Gerade stehen oder normales Gehen scheint nicht mehr möglich zu sein. Manche weisen starke Gangstörungen auf, die immer in nur eine Richtung tendieren oder sie haben einen starken schwankenden Gang, auch Ataxie genannt.  Oftmals kommt es zur Kopfschiefhaltung und zum einseitigen im Kreis laufen in einem engen Radius. Es ist immer nur eine Seite des Körpers betroffen ist.

Besonders auffällig und oft schon ein Ausschlusskriterium sind die mehr oder weniger stark ausgeprägten ruckartigen Bewegungen der Augen von rechts nach links, Nystagmus genannt. Es kann allerdings auch nur ein Schielen sein, welches Strabismus genannt wird. Außerdem wirken die Hunde meist orientierungslos.

Durch den Ausfall des Gleichgewichts kann es weiterhin zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Die Hunde speicheln viel und verweigern die Futter- und/oder Wasseraufnahme, da sie das Gefühl haben immer in Bewegung zu sein. Ähnliches kennen wir Menschen, wenn wir aus der Achterbahn aussteigen und sich im ersten Moment der Boden noch zu drehen scheint.

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Unterschiede Vestibularsyndrom und Schlaganfall beim Hund

Da die Symptome denen eines Schlaganfalls ähneln, wird in diesem Zusammenhang vom Tierarzt oft auch fälschlicherweise der Ausdruck Schlaganfall verwendet. Damit möchte er es dem Hundehalter verständlicher und leichter erklären. Diese beiden akuten Situationen haben allerdings nicht viel gemeinsam.

  • Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn und somit zu einem mehr oder weniger starken Absterben von Hirnzellen.
  • Das Vestibularsyndrom hängt ausschließlich mit dem Gleichgewichtssinn zusammen hängt. Bei einer zügig einsetzenden Behandlung heilt es meistens ohne bleibende Schäden aus.
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Welche Ursachen lösen das Vestibularsyndrom aus?

Die genauen Ursachen des geriatrischen Vestibularsyndroms sind nicht bekannt, weshalb es auch als idiopathisch (ohne erkennbare Ursache) bezeichnet wird. Vermutet wird eine Störung im Lymphfluss.

Daneben gibt es aber eine Reihe von Ursachen, die ein ähnliches Krankheitsbild hervorrufen können. Differentialdiagnostisch muss deshalb ausgeschlossen werden, ob es sich um eine Entzündung des Mittel- oder Innenohres, eine Kopfverletzung, eine Schilddrüsenunterfunktion, eine Medikamentenunverträglichkeit, einen Tumor oder eben auch um einen Schlaganfall handelt. Außerdem gibt es auch einige Infektionskrankheiten, bei denen es zu ähnlichen Begleiterscheinungen kommen kann. Hierzu gehören die Staupe, Toxoplasmose oder auch Neosporose. 

Wie wird das Vestibularsyndrom behandelt?

Der Tierarzt führt zunächst Untersuchungen durch, um andere Erkrankungen auszuschließen. Das kann mittels CT oder MRT, einer neurologischen Untersuchung, einer Blutuntersuchung oder anderen Verfahren geschehen. Steht fest, dass es sich bei deinem Hund um ein Vestibularsyndrom handelt, liegt die Behandlung in der Unterstützung und Linderung der Symptome. Je nach Schwere der Ausfallerscheinungen kann das zum Beispiel durch kreislaufstabilisierende Infusionen erfolgen. Des Weiteren können durchblutungsfördernde und/oder entzündungshemmende Medikamente notwendig sein. Zusätzlich sind Vitamingaben möglich.

Was kannst du für deinen Hund tun?

Es ist schwer zu sehen, wie es deinem Hund in dieser Situation geht. Die Symptome fangen in der Regel nach 1-3 Tagen abzuklingen. Mit folgenden Maßnahmen kannst du deinen Hund unterstützen:

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  1. Sichere dein Zuhause

Dein Hund versucht immer mal wieder umherzulaufen. Um Verletzungen zu vermeiden, solltest du dein Zuhause entsprechend sichern. Halte deinen Vierbeiner zudem im Blick. Versucht er aufzustehen, unterstütze ihn dabei. Lege rutschfeste Matten aus und blockiere Treppen und Stufen.

  • Viel Ruhe und Schlaf

Sorge dafür, dass dein Hund viel Ruhe bekommt und viel schlafen kann. Viele betroffene Hunde mögen es bodennah zu liegen. Ist es dein Vierbeiner gewohnt, erhöht zu liegen, solltest du ihm den Ein- und Ausschieg erleichtern.

  • Unterstütze ihn beim Gehen

Auf der einen Seite benötigt dein Hund jetzt viel Schlaf und Ruhe. Auf der anderen Seite muss er mobil bleiben. Wende dich bitte an einen Physiotherapeuten für Hunde. Dort lernst du gezielte Bewegungsübungen, die vor allem für ältere Hunde wichtig sind. Darüber hinaus kannst du ein Handtuch zu Hilfe nehmen und damit deinen Vierbeiner beim Gehen unterstützen: Handtuch unter den Bauch legen und beide Ende in deinen Händen halten. Mit dieser Gehhilfe kannst du deinen Vierbeiner nach draußen führen. Zum einen kann er sein Geschäft erledigen und zum anderen hältst du ihn mobil. Übrigens verstärkt sich das Schwindelgefühl, wenn du deinen Hund trägst.

Tipp: Es ist möglich, dass dein Hund nicht rechtzeitig aufstehen und nach draußen gehen kann. Statte deshalb sein Hundebett mit Vliesunterlagen aus.

  • Füttere ihn aus der Hand

Beim Vestibularsyndrom leidet dein Hund an Übelkeit und Schwindelgefühlen. Sobald er den Kopf senkt, fängt es sich für ihn an zu drehen. Deshalb lassen viele betroffene Hunde das Futter stehen. Aus diesem Grund ist die Fütterung aus der Hand zu empfehlen.

  • Sorge dafür, dass er genügend trinkt

Gleiches gilt beim Trinken. Erstens schaffen es die meisten Hunde mit Vestibularsyndrom nicht, eigenständig zum Napf zu gehen. Und zweitens wird ihnen übel, sobald sie den Kopf senken. Halte ihm mehrmals täglich eine Schale mit Trinkwasser hin.

  • Lasse nachts ein Licht an
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Bei Dunkelheit ist das Schwindelgefühl stärker. Somit solltest du nachts ein Licht brennen lassen.

Wie lange dauert die Genesung?

Eine deutliche Verbesserung der Symptome tritt meistens innerhalb der ersten drei Tage ein. Oftmals bessern sich als erstes die schnellen Augenbewegungen. Der Rest erholt sich nach und nach. Insgesamt musst du mit einer Genesungszeit von etwa 2-3 Wochen rechnen. In seltenen Fällen dauert es bis zu drei Monaten.

Wie sieht die Prognose beim Vestibularsyndrom aus?

Die Prognose beim geriatrischen Vestibularsyndrom ist allgemein gut. Ausschlaggebend hierfür ist allerdings eine möglichst frühzeitige und gezielte Behandlung. Erfolgt die Behandlung erst später, kann es zu länger dauernden Schäden des Gleichgewichtssinns in Form von Gangstörungen und zu Orientierungsschwierigkeiten kommen. In diesem Fall empfiehlt sich eine anschließende Physiotherapie, mit der gute Ergebnisse erzielt werden können. Meistens bilden sich diese Störungen komplett zurück. Zurück bleiben kann eine permanente Schiefhaltung des Kopfes. Sie beeinträchtigt deinen Hund allerdings nicht.

FAQ zu Vestibularsyndrom beim Hund

Ist ein Vestibularsyndrom beim Hund ein Grund zum Einschläfern?

Nein, auf keinen Fall! Bei frühzeitiger Behandlung tritt in der Regel innerhalb von 1-3 Tagen bereits eine Besserung ein. Möglich ist zwar, dass dein Hund eine Kopfschiefhaltung behält. Daran leidet jedoch nicht seine Lebensqualität.

Ist ein Vestibularsyndrom ein Schlaganfall?

Nein, Schlaganfälle kommen bei Hunden sehr selten vor. Häufiger tritt das Vestibularsyndrom auf, dessen Symptome denen des Schlaganfalls ähneln.

Muss ein Vestibularsyndrom behandelt werden?

Ja, sobald du Anzeichen bemerkst, solltest du direkt zum Tierarzt gehen. Dein Hund benötigt tierärztliche Hilfe, damit das Vestibularsyndrom ohne Folgeschäden ausheilen kann.

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