Experten-Interview mit Sabine Sernau über Ernährungsberatung für Hunde

Beim heutigen Experten-Interview geht es um Ernährungsberatung für Hunde. Für Mein-tierischer-Freund habe ich Sabine Sernau schon einmal interviewt. Damals ging es um Fellnasenkekse – handgemachten Leckerlies. Heute wird es um Hundeernährung gehen, denn Sabine Sernau ist mittlerweile ausgebildete Ernährungsberaterin für Hunde.

Hallo Sabine, zunächst die Frage, warum Du diese Ausbildung zur Ernährungsberatung absolviert hast.

Das ca. 10-monatige Studium habe ich absolviert, da ich mein bisheriges Wissen über Hundeernährung vertiefen wollte. Meine Ernährungsberatung für Hunde sehe ich als Teil meiner Firma Fellnasenkekse und unsere Rezepte für die Hundekekse sind jetzt noch mit mehr Fachwissen untermauert.

Außerdem wollte ich zusätzlich auch unser Portfolio für unsere Firma „Fellnasenkekse“ erweitern, eben mit dem „Futtercoaching“ und den Seminaren rund um die Hundeernährung.

Mir war außerdem wichtig, nicht nur ein Zertifikat darüber nach abgeschlossener Prüfung zu erhalten, sondern auch wissenschaftlich fundiertes Wissen mir anzueignen. Daher habe ich mich auch für diese 10-monatige Ausbildung / Studium entschieden und nicht für irgendein „Wochenendseminar“. Und natürlich wollte ich auch dieses Studium absolvieren um meinem eigenen Hund durch die richtige Ernährung ein möglichst langes, gesundes Leben zu ermöglichen.

Kannst Du ein bisschen über diese Ausbildung zur Ernährungsberatung für Hunde erzählen, damit Interessierte einen Einblick in dieses Fernstudium bekommen.

Das Studium ist in 7 Lektionen unterteilt:

  • Lektion 1: Anatomie und Aufbau de Verdauungsapparates mit detaillierten Erklärungen als gute Grundlage um die Zusammenhänge zu verstehen
  • Lektion 2: Grundlagen der Ernährung – Es werden die Nahrungsbestandteile erklärt und die Zusammensetzung in Proteine, Kohlenhydrate, Fette, Vitamine u. Spurenelemente im Einzelnen aufgeschlüsselt. Auch Berechnungen zum Energiegehalt in den einzelnen Futtermitteln werden durchgeführt. Gesetzesgrundlagen werden ebenfalls vermittelt.
  • Lektion 3: Futtermittelkunde beinhaltet nicht nur die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Alleinfuttermittel, Trockenfutter, halbfeuchte Futter, Feuchtfutter, Beifutter, Ergänzungsfuttermittel, kaltgepresste Futtermittel und die Rohfleischfütterung, sondern auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Futtermitteln im Detail. Diese Lektion erklärt ebenfalls  welche Zusatzstoffe erlaubt sind und ggf. in welcher Menge.
  • Lektion 4: Ernährung von Hund u. Katze – Diese Lektion lernt man  u. A.  den Energiebedarf der Hunde (u. Katzen) zu berechnen sowie den Zusammenhang mit dem sog. „metabolischen Körpergewicht“.  Auch das Thema Barfen (Rohfleischfütterung) und deren Rationsgestaltung ist Teil dieser Lektion.
  • Lektion 5: Fütterung in verschiedenen Lebenslagen – Hier wird der „Lebensweg“ eines Hundes  erläutert. Die Besonderheiten bei der Fütterung eines Welpen, heranwachsenden Hundes,  auch bei Trächtigkeit und Laktation, aber auch bei unterschiedlicher Haltung als Gebrauchshund, Ausdauersportler, bei Jagd-/ Hüte –und Meutehunden sowie bei Stress und extremer Witterung. Und natürlich auch Änderungen bei der Fütterung  von  Hunden, die wir als „Senioren“ bezeichnen, wurden in dieser Lektion behandelt.
  • Lektion 6: Probleme, Modetrends u. Missverständnisse – Hier werden Vorurteile, „Internetwissen“ und Missverständnisse im Details „unter die Lupe“ genommen.  Dieses Kapitel befasst sich auch sehr mit erblich bedingte Stoffwechselkrankheiten, Mangelerscheinungen und Krankheiten, die im Zusammenhang mit falscher Fütterung stehen, aber auch Durchfall, Erbrechen und Ostipation (Verstopfung) ist hier ein Thema.
  • Lektion 7: Diätetik: Diese Lektion umfasst Krankheiten und die Beeinflussung durch die Ernährung.  Auch Fütterungstipps bei Durchfall und Erbrechen, bei Nieren- / Herz – / oder Pankreaszinsuffizienz, Gastritis, Lebererkrankungen, Harnsteine  sowie Diabetes Mellitus beim Hund, Tumorerkrankungen bis hin zu Intensivpatienten u.s.w.  Natürlich sind Allergien und Futtermittelunverträglichkeiten (sowie die Unterschiede) erklärt und auch, wie diese entstehen können.
Siehe auch:   Barfen für Hunde – wie gesundes, frisches Futter die Gesundheit meiner Hunde verbessern konnte

Also, es handelt sich um ein sehr umfangreiches Studium, welches sich anlehnt an das Wissen, welches Tierheilpraktiker, teilweise Tierärzte in Ihren Studiengängen erlernen.

Du gibst Seminare zum Thema „Hundefutter-Dschungel“. Was macht es Hundehaltern heutzutage so schwer, das passende Hundefutter zu finden?

Pauschal gesagt, ist das richtige Hundefutter das Hundefutter, welches der Hund mit Freude frisst, er aktiv ist und Lebensfreude zeigt und auch sein Fell bzw. äußeres Erscheinungsbild insgesamt einen guten Eindruck macht.

Doch die Auswahl an Futter ist riesig. Und es gibt einfach auch Unterschiede bei den Haltungsbedingungen und Lebensumständen der Hunde, aber auch bei deren Haltern.  Ein Hund, der wenig Bewegung hat, sich es gutgehen lässt in einer kleinen Stadtwohnung, ist anders zu füttern als ein großer Hund, der bei Wind und Wetter Haus und Hof schützen soll und draußen lebt.

Ich sage immer: „ Nicht nur der Hund muss das passende Futter finden, sondern auch sein Herrchen / Frauchen“.  Dies hat auch viel mit der Einstellung der Halter zu tun. Wer wenig Zeit hat, wird eher zur „Dose“ greifen wollen oder zum Trockenfutter. Wer Interesse und ggf. Zeit hat, wird sich ggf. auch für das Thema Rohfleischfütterung interessieren und dies auch gewissenhaft durchführen.

Die Herausforderung ist, dass man Fütterungsfehler ja nicht sofort sieht, sondern meist erst, wenn es praktisch schon fast zu spät ist … Und da auch die Fütterungsarten, wie gerade beschrieben, so unterschiedlich sein können, sind ggf. manche Hundehalter froh über  eine Art Analyse: „Welches Futter bzw.  welche Fütterungsart passt aufgrund meiner Umstände zu uns = Mensch + Hund“, um das richtige Futter und die für den Mensch passende auf Dauer durchgeführte Fütterungsart zu finden.

Siehe auch:   Futterumstellung beim Hund – so geht’s

Was rätst Du Hundehaltern, die nach gesundem Futter fragen?

Gern mache ich den „Welches Futter / welche Fütterungsart passt zu uns – Check“ –  und empfehle bei Fertigfutter, sich immer die Zutatenliste ganz genau anzusehen.

Einige Zutaten sind wirklich „versteckt“ … Auch sollte man auf einen möglichst hohen Prozentsatz an Fleisch bei Fertigfutter achten und möglichst kein oder sehr wenig Getreide.

Dafür gebe ich eben diese entsprechenden Seminare (wie z.B. Hundefutter – Dschungel) bzw. entsprechende Telefon -/ Emailberatung oder persönlich vor Ort.

Allgemein gesagt, empfehle ich grundsätzlich jedoch keine Hersteller oder ganz bestimmte Futter, schließlich möchte ich ja objektiv beraten.

Gibt es für Dich ein No-Go bei Hundefutter?

Ja, Futter mit Zucker und Konservierungsstoffen.  Zu vermeiden sind auch Geschmacksverstärker, weil der Appetit so angeregt werden könnte, dass  bei Hunden, die dazu neigen zu viel  fressen, zum Übergewicht führen kann.  Außerdem können die Hunde dann „gesundes Futter“ gar nicht mehr genießen, weil sie das Hundefutter mit Geschmacksverstärker, welches meist in Verbindung mit Konservierungsstoffen und Zucker steht, als „normal“ empfinden und daran gewöhnt sind.

Futter ohne diese Zusatzstoffe wirken dann „langweilig“ …

Das ist auch bei unseren Fellnasenkeksen so, da ohne jegliche Zusatzstoffe.

Daher empfehle ich jedem Käufer von unseren Fellnasenkeksen z.B. unsere Leckerlies min. 2-3 x anzubieten zu unterschiedlichen Zeiten und Situationen. Nicht selten verschmähen sie diese beim 1.Mal, weil sie kein Futter / Leckerlies OHNE Zusatzstoffe kennen.

Sind sie erstmal auf „den Geschmack gekommen“,  werden dann unseren Fellnasenkeksen oftmals die unangefochtenen „Lieblingskekse“.  Dieses Verhalten hat auch etwas mit der „Gewohnheit“ der Hunde zu tun.

Du bietest individuelle Ernährungsberatung an. Welche Faktoren sind wichtig, um die richtige Ernährung für den Einzelnen herausfinden zu können?

Vereinfacht dargestellt sind folgende Faktoren wichtig:

Siehe auch:   Gestörte Darmflora beim Hund

Hunderasse, bei Mischlingen gern Infos zu den Ausgangsrassen, Geschlecht, Alter, Größe, Bewegung und Aktivitäten, Haltungsbedingungen allgemein, bei „Ferndiagnose“, ob der Hund sein Normalgewicht hat, zu dick oder zu dünn ist. Auch Zeit und Interesse des Hundehalters fließt da mit ein. Denn der Hund geht nicht einkaufen und bereitet sein Fressen selbst zu …

Die einzelnen Faktoren ergeben ein Gesamtbild, welches den Hund, aber auch den Halter, widerspiegelt. Und nur, wenn der Hund dann letztendlich sein Futter lecker findet und der Halter mit Freude regelmäßig den Napf entsprechend der Vorgaben füllt, ist die Aufgabe erfüllt.

Wie ich sah, finden Deine Seminare nicht online statt. Planst Du für die Zukunft auch Webinare?

Alles ist möglich! Wer weiß, was die Zeit noch bringt. Aktuell sehe ich mich doch eher als „Personalcoach / Personaltrainer“ im Bereich Hundeernährung. Also sehr individuell ausgerichtet auf das einzelne Mensch – Hund-Team. Eben wie ein Personaltrainer / Personalcoach, der nur die eine Person berät und eben direkt auf  die Stärken und Schwächen des Einzelnen eingeht bzw. eingehen kann, so berate auch ich. Daher nenne ich meine Ernährungsberatung auch „Futtercoaching“ …

Außerdem biete ich ja auch das „Telefon“-Coaching  oder auch „Beratung per Email“ an. Also eine Möglichkeit sozusagen ganz individuell auch eine Beratung zu erhalten, wenn der persönliche Kontakt / Seminarbesuch aus welchen Gründen auch immer nicht möglich ist. Eine Mischung aus Seminar  und Fragestellungen und ich kann noch sehr viel genauer auf den Einzelnen eingehen.  Auch hier gilt, fast alles ist möglich.

Und ich liebe den direkten Kontakt mit Mensch und Hund. Persönlicher Kontakt lieber als per Telefon, Telefonkontakt noch lieber als email-Kontakt, doch ich freue mich über jeglichen Kontakt. Sowohl Mensch als auch Hund sind einzigartige Individuen und eigentlich möchte Niemand „in der Masse untergehen“, oder?

Es gibt viele Informationen zu Hunde-Ernährung und Hundeernährungsberater. Doch die individuelle Beratung, die nicht nur den Hund, sondern auch den Hundehalter sprich Mensch umfasst, das sehe ich als Alleinstellungsmerkmal bei mir in der heutigen Zeit. Meine Philosophie basiert auf dem Zitat von George Orwell: „ Der beste Lehrer ist derjenige, der sich nach und nach überflüssig macht“.

Ernährungsberatung für Hunde

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