Als Rollstuhlfahrer einen Hund halten?

Rollstuhlfahrer und Hund? Manche Rollstuhlfahrer wünschen sich sehnlichst einen Hund, sind sich aber unsicher, ob sie den Ansprüchen eines Hundes gerecht werden können. Zweifel schieben den Wunsch weit nach hinten, doch ganz verdrängen lässt er sich nicht. So taucht die Vorstellung vom eigenen Hund immer wieder ins Bewusstsein.

Dass es durchaus möglich ist, als Rollstuhlfahrer einen Hund zu halten, zeigt das Beispiel von Mara Thyssen aus Hamburg. Die 37-jährige Frau sitzt seit einem Unfall im Rolli. Ihr Wunsch nach dem eigenen Hund war sehr groß. Bevor sie diesen Schritt wagte, zermarterte sie sich zwei Jahre lang den Kopf. Vorbilder hatte Mara zu dieser Zeit nicht, denn sie kannte keine Menschen mit Behinderung, die einen Hund besaßen. Sie lebte sie mit der Hündin Jule zusammen und die beiden sind ein perfektes Mensch-Hund-Team geworden.

Rollstuhlfahrer und Hund – so geht es

Wie bist Du auf den Hund gekommen, sprich zu Jule?

Ich hatte vor meinem Unfall immer Hunde in Pflege und wollte wieder einen Hund haben. Da ich mich zeitweise sehr zurückgezogen hatte und kaum noch raus ging, dachte ich, dass ich durch den Hund halt auch wieder mehr unterwegs wäre.

Es sollte kein Welpe sein, da ich Angst hatte, den zu verletzten. Aber auch kein Oldie, weil ich Sorge hatte, der könnte sich nicht an den Rolli gewöhnen. Also suchte ich, unter anderem im Internet. Dort fand ich Jule.

Wie alt war Jule, als Sie bei Dir einzog und welcher Rasse gehört sie an?

Jule war etwa ein Jahr alt, sie wurde mit 2-3 Monaten ausgesetzt. Danach saß sie neun Monate im Tierheim, bis sie zu mir kam. Sie ist ein Hütehundmix, evtl. mit Schnauzer. Genau weiß man es nicht.

Siehe auch:   Gassi gehen mit Hund – lästiges Übel oder schöne Gewohnheit?

Welche Schwierigkeiten gab es anfangs, in Bezug auf Rollstuhl und Hund?

Anfangs hatte ich immer Angst, ihr über die Pfoten zu fahren. Die Leine verhedderte sich immer wieder in den Greifreifen und in den Vorderrädern. Und die Leinenführigkeit ist ein Dauerthema, da die Bewegung für den Hund einfach ein blödes Tempo hat.

Wo ist Dir Jule eine besondere Hilfe?

Sie baut Brücken zu anderen Menschen. Vor Jule wurde ich immer auf meine Behinderung reduziert. Nun bin ich eine Hundehalterin, die halt im Rollstuhl sitzt. Die Leute sprechen mich auf einer ganz anderen Ebene an.

Außerdem hilft sie im Alltag, indem sie mir Dinge aufhebt und bringt, als Beispiel.

Gibt es etwas, worauf man achten sollte, wenn man sich als Rollstuhlfahrer einen Hund aussucht?

Generell finde ich wichtig, dass man den Hund dann auch halten kann. Da man sehr schnell mal mitgerissen wird, muss die Größe des Hundes passen. Und bei Jagdhunden sollte man sehr auf die Erziehung achten, da man nicht hinterher kommt.

Hast Du einen Ratschlag für die Menschen, die im Rollstuhl sitzen und gerne einen Hund hätten?

Traut Euch, geht mit Hunden spazieren, probiert es aus. Ein Hund an der Seite ist einfach toll. Vieles ergibt sich ganz natürlich im Alltag. Außerdem gibt es in vielen Gemeinden die Möglichkeit, sich von der Hundesteuer befreien zu lassen. Das weiß nur leider kaum jemand.

 

Hundefutter-Vergleich

8 Kommentare

  • Am besten gefällt mir die Bemerkung, dass die Menschen sie nun auf einer anderen Ebene ansprechen und nicht nur auf die Behinderung fixiert sind !
    Ein Hund ist das Beste, was jedem Menschen passieren kann, egal ob behindert oder nicht. Er gibt so viel und ist ein treuer Begleiter zeit seines Lebens.

  • Ich habe von Geburt an eine Fehlbildung der Gelenke und bin auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen. Seit 2006 betreibe ich eine kleine Hundeschule und habe selber zwei Hunde. Ich würde es begrüßen wenn mehr Rollstuhlfahrer sich trauen würden einen Hund zu führen, es muß nicht immer ein ausgebildeter Behindertenbegleithund sein. Jedoch sollte man sich vor/bei der Anschaffung sachkundige Hilfe holen und sich Zeit nehmen. Welcher Hund in Frage kommt…….diese Frage ist sehr wichtig, denn es kommt nicht nur auf Rasse/Mischling, Welpe/adulter Hund und Lebensumstände an, sondern auch auf den Behinderungsgrad. Für mich kommt z. B. kein Hund unter 55 cm in Frage, weil ich selbst sonst mit meinen Händen nicht an den Hund heran komme. Das ist nur eines der Punkte. Beachtet man dies, ist das Leben mit einem Hund, trotz Behinderung möglich und bereichernd. Bei Fragen helfe ich gerne hundefreundliche Grüße Aleksandra Markovic http://www.hundeschule-pfote-und-hand.de

  • Ich würde gern mit dem System, das ich entwickelt habe, vielen Rollifahrern zeigen, wie der Hund in wenigen Trainingseinheiten alles lernt, was der Behinderte braucht. Mein Traum ist, dass Tierheimhunde mit behinderten Menschen zusammen geführt werden.
    Wenn Ihr auf die Seite http://www.hundimedia.de Radio Rheinwelle geht, hört Ihr ein Interview mit Tatjana, deren Hund sie selbst mit meinem System an den Rollstuhl trainiert hat. Auch in meinem Blog habe ich darüber berichtet: http://www.allgemeinezeitung/blog Inge Büttner-Vogt von Menschen und Hunden.
    Ich würde sehr gern mein System überprüfen und vielen Rollifahrern die Möglichkeit zu geben, einen Hund zu halten. Tatjanas Hund geht frei neben dem Rollstuhl, kann alle Unterordnungsübungen, hebt Sachen auf und vieles mehr – hören Sie mal rein…

  • Sommer, Eva-Marie

    Seit 6 Jahren sitze ich im Rollstuhl . Vier Schlaganfälle haben mich dahin gebracht . Irgendwann wollten meine Beine und auch zum Teil meine linke Hand nicht mehr. Bis vor 2 Jahren hatte ich immer einen Hund .leider durfte ich hier kein Tier halten . Ich musste ihn bei meinem damaligen Partner ( der sich sehr gut kümmert ) lassen . Ich habe leider das Problem nie mal richtig raus zu können . Ein Hund , der frei neben dem Rollstuhl laufen kann , würde mir sehr helfen . Die Artikel hier finde ich sehr interessant und geben mir ein wenig Mut

    • Marion

      Das sind ja harte Schicksalsschläge. Ich freue mich darüber, dass Ihnen der Artikel ein wenig Mut gibt. Und ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass eines Tages wieder ein Hund an Ihrer Seite sein kann.

  • Johannes van der Broeck

    Bin auch E-Rollifahrerund hatte den Wuinsch wieder einen Hund neben mir zu haben (lebe seit 40 Jahren mit Hund/en zusammen.Wert auf reinrassigkeit lege ich nicht, jedoch sollte mein Begleiter schon eine gute Grösse haben, zumindes +55 cm. Mein letzter Grosser ist vor ca. 1 1/2 Jahren über die Regenbogenbrücke gegangen. Somit machte ich mich auf die Suche nach einem neuen Familienhund.

    Zu erst versuchte ich es in verschiedenen Tierheimen. „Nein, einen zweiten Hund bekommen sie von uns nicht (meine Frau hat eine kleine Mix-Hündin)“ „Wie wollen sie als Rollstuhlfahrer einen Hund versorgen und ihm artgerechten Auslauf bieten?“ – das waren die krassesten Aussagen und Tierheime waren für mich passè.

    Aber mat hat ja noch das Internet – dort findet man sehr viele Angebote von Tierschutzvereinen, kleinen und grossen. Also erst einmal einige Organisationen ausgeschaut, notwendige Informationen recherchiert und dann Kontakt mit einem Verein aufgenommen. In der Adoptionsbewerbung nicht nur auf einen Hund beschränkt sondern mehrere aufgeführt für die eine Adoption durch mikch in Frage kommen würden. Es wurde schnell mit mir Kontakt aufgenommen und auch bemerkt das Rollstuhl kein Problem darstellen würde.
    ….einige Telefonate, hin und her; dann eine Vorkontrolle im Haus durch zwei beauftragte Tierschützerinnen; und wieder ein paar Telefonate. Ergebnis: keiner der von mir ausgesuchten Tiere kam in Frage, einer war zu gross, der nächste könnte Jagdtrieb entwickeln, der Hund ist zu jung für sie – aber für sie hätten wir dennoch den richtigen Hund, meinten die Verantwortlichen. Leider wäre das dann fast ein Doppelgänger unserer kleinen Hündin gewesen, gerade mal Waden hoch. Ein Verhalten und eine Entscheidung die für mich eine ganz klare Diskremenierung bedeutet.

    Ich wollte es lange nicht wahrhaben, wurde aber durch diese Vorgänge davon überzeugt das diese „Tierschützer und -liebhaber“ einen geradezu in die Arme derjenigen treibt die von ihnen so verdammt werden – den Züchtern.

    Auch ich habe diesen Weg eingeschlagen. Gestern habe ich einen 10 wöchigen Welpen (Hündin) übernommen. Der Vater ist ein Grosser Berner Sennenhund und die Mutter ein Leonberger. Somit dürfte meine zukünftige Begleiterin auch die 60 cm noch überschreiten. Wird sie so wie ihre beiden Eltern, so zeigt sie auch, dann habe ich nichts falsch gemacht.

    • Marion

      Guten Abend Herr van der Broeck,

      Ihr Hund ist ja ein Mischling und kann somit nicht vom Züchter stammen :)) Es freut mich sehr, dass Sie nun doch noch einen vierbeinigen Begleiter gefunden haben. Und es ist traurig, dass Sie zuvor solche Schwierigkeiten hatten. Ich wünsche Ihnen mit Ihrer Hündin viel Freude!

  • Hallo ich möchte dich fragen wie hebst du den Hundekot von der Straße auf

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