
Hund aus dem Tierschutz: Besser Welpe oder erwachsener Hund?
Wenn du darüber nachdenkst, einen Hund aus dem Tierschutz aufzunehmen, stehst du früher oder später vor einer ganz zentralen Frage: Soll es ein Welpe oder ein erwachsener Hund sein?
Viele Menschen haben dazu eine klare Meinung. Manche träumen vom kleinen Welpen, der von Anfang an alles lernt. Andere möchten bewusst einem erwachsenen Hund eine zweite Chance geben. Beide Wege können richtig sein, wenn sie zu dir und deinem Leben passen. In diesem Artikel schauen wir einmal auf beide Optionen.
Warum diese Entscheidung so wichtig ist
Ein Hund aus dem Tierschutz bringt immer eine Geschichte mit – egal, wie alt er ist. Diese Geschichte beeinflusst sein Verhalten, seine Bedürfnisse, seine Belastbarkeit und seinen Lernweg. Auch ein Welpe ist kein unbeschriebenes Blatt und ein erwachsener Hund ist kein „fertiges Produkt“. Die Frage ist also nicht, ob ein Welpe oder adulter Hund besser ist, sondern was besser zu dir und deinem Leben passt.
Der Welpe aus dem Tierschutz – Chancen und Herausforderungen
Ein Welpe wirkt auf den ersten Blick oft wie die „sichere Wahl“. Klein, niedlich und formbar, so stellen es sich zumindest viele Menschen vor. Aber gerade bei Tierschutzwelpen gibt es Besonderheiten, die du kennen solltest.
Was für einen Welpen sprechen kann
Du begleitest den Hund von klein auf und ihr könnt gemeinsam viele Dinge aufbauen. Meistens entstehen eine sehr enge Bindung und dein Hund wächst in deinem Alltag auf. Er lernt somit von Anfang an deine Gewohnheiten und Abläufe kennen. Gerade Menschen mit viel Zeit, Geduld und Lust auf intensive Begleitung fühlen sich hier oft angesprochen.
Was du realistisch einplanen musst
So niedlich Welpen auch sind: Sie bringen auch ein ganzes Stück Arbeit mit sich. Am Anfang musst du mit Schlafmangel rechnen, denn das Hundekind ist in der Regel noch nicht stubenrein. Welpen und Junghunde knabbern gerne an Gegenständen wie Möbel. Sie testen ihr Grenzen aus und die Pubertät ist auch nicht zu unterschätzen. Du brauchst somit eine gehörige Portion Geduld sowie Zeit und am besten auch Humor.
Bei Tierschutzwelpen kommt oft hinzu, dass niemand weiß, wie und wo sie aufgewachsen sind. Auch können sie vom Transport gestresst sein, wenn sie viele oft tausende Kilometer vom Ausland nach Deutschland gebracht werden. Wurden sie tatsächlich geimpft oder ist der Impfpass gefälscht? Und keiner kann sagen, ob die Hundeeltern krank waren und es dabei um erbliche Krankheiten handelt.
Aus Erfahrung kann ich auch außerdem sagen, dass Welpen aus dem Tierschutz nicht unbedingt ein unbeschriebenes Blatt sein müssen. Meine Emma kam im Alter von rund 6 Wochen zu uns und sie hatte bereits mit Ängsten zu tun. Es hat sehr lange gedauert, bis sie meinem Lebenspartner vertraute, denn sie hatte Angst vor Männern.
Der erwachsene Hund aus dem Tierschutz – unterschätztes Potenzial
Viele Menschen zögern bei erwachsenen Hunden. Zu groß, zu alt, zu viele Baustellen – so die Befürchtungen. Dabei bieten erwachsene Hunde oft große Vorteile.
Was für einen erwachsenen Hund spricht
- Persönlichkeit ist oft besser einschätzbar
- Energielevel ist klarer
- Stubenreinheit ist häufig bereits vorhanden
- Ruhephasen sind leichter möglich
- Alltagstauglichkeit lässt sich besser beurteilen
Gerade Hunde aus Pflegestellen zeigen oft sehr deutlich, wie sie im häuslichen Umfeld sind.
Was du berücksichtigen solltest
Ein erwachsener Hund kann:
- feste Verhaltensmuster mitbringen
- Ängste oder Unsicherheiten zeigen
- Zeit brauchen, um Vertrauen aufzubauen
Aber:
Diese Themen sind meist sichtbar und damit planbar.
Der große Irrtum: „Mit einem Welpen mache ich alles richtig“
Viele Menschen glauben, sie könnten mit einem Welpen alle Probleme vermeiden. Das stimmt so nicht.
Ein Welpe kann:
- genetische Anlagen mitbringen
- schlechte Erfahrungen gemacht haben
- trotz liebevoller Erziehung unsicher bleiben
Erziehung ist kein Garant. Sie ist ein Prozess und jeder Hund bringt seine eigenen Voraussetzungen mit.
Der zweite Irrtum: „Erwachsene Hunde sind problematisch“
Nicht jeder erwachsene Tierschutzhund ist schwierig. Viele sind erstaunlich anpassungsfähig und froh über Ruhe und Sicherheit.
Oft sind es genau diese Hunde, die Menschen positiv überraschen, weil sie nicht mehr alles ausprobieren müssen, sondern einfach ankommen wollen.
Welche Fragen du dir ehrlich stellen solltest
Egal, wofür du dich interessierst – diese Fragen helfen dir bei der Entscheidung:
- Wie viel Zeit habe ich für den Hund?
- Wie stressresistent bin ich?
- Kann ich mit Unsicherheit umgehen?
- Möchte ich viel erziehen oder begleiten?
- Passt ein sehr junger Hund in meinen Alltag?
Je ehrlicher deine Antworten sind, desto besser wird deine Entscheidung.
Für wen ein Welpe gut passen kann
Ein Welpe kann gut zu dir passen, wenn:
- du viel Zeit und Geduld hast
- dein Alltag ruhig und flexibel ist
- du Lust auf intensive Begleitung hast
- du Rückschläge aushalten kannst
Eine Prise Humor hilft ebenfalls, denn der junge Hund wird sich Dinge ausdenken, von denen du nicht immer erfreut sein wirst. Das musst du einfach einplanen.
Für wen ein erwachsener Hund oft besser passt
Ein erwachsener Hund passt häufig besser, wenn:
- du einen stabilen Alltag hast
- du Einschätzbarkeit schätzt
- du nicht alles neu aufbauen möchtest
Gerade für Ersthalter ist ein erwachsener Hund aus einer Pflegestelle oft eine sehr gute Wahl. Bedenke trotzdem, dass sich der Hund bei dir anders verhalten könnte als auf der Pflegestelle. Dennoch wird dir die Pflegestelle etwas über die Stärken und Schwächen des Hundes erzählen können.
Es gibt kein Richtig oder Falsch
Der größte Fehler ist nicht, sich für einen Welpen oder einen erwachsenen Hund zu entscheiden. Der größte Fehler ist, sich nicht bewusst zu entscheiden.
Ein Hund aus dem Tierschutz braucht keinen perfekten Menschen. Aber er braucht einen Menschen, der ehrlich hinschaut und sich seiner Verantwortung bewusst ist.
Ob Welpe oder erwachsener Hund: Deine Entscheidung beeinflusst nicht nur dein Leben, sondern vor allem das Leben des Hundes.
Wenn du merkst, dass dir eine strukturierte Orientierung helfen würde: Ich habe einen Onlinekurs entwickelt, der genau bei diesen Entscheidungsfragen ansetzt und dich Schritt für Schritt durch alle Phasen begleitet – von der Selbstreflektion vor der Adoption bis zum Zusammenleben und Zusammenwachsen.
Fazit
Ein guter Start beginnt nicht mit dem Alter des Hundes, sondern mit deiner Bereitschaft, Verantwortung realistisch zu tragen. Mache dir vor der Entscheidung eine Pro-und-Contra-Liste und sei dir selbst gegenüber ehrlich.
