Der Mischling – ein Hund ohne Norm

Wie kommt es eigentlich, dass ein Rassehund mehr wert ist als ein Mischling – so rein materialistisch gesehen …und auch nicht-materialistisch gesehen. Sobald etwas in Mode ist (siehe Labradoodle, Puggle und ähnliche Mischlinge, die nun als Designerhunde voll im Trend sind), erhält der Hund gleich einen höheren (Stellen-)Wert. Auch wenn Hunde genormt sind, scheinen sie einen Mehrwert zu besitzen. Manchmal trifft man sogar Hundehalter, die mit abschätzigem Blick auf den Mischling schauen. Einmal traf ich eine Frau mit Jack-Russel-Terrier, die auf Emma mit diesem Blick schaute und sagte: „Naja, das ist ja so ne typische spanische Straßenköter-Mischung“. Dabei könnten Mischlinge mit ganz anderen Augen gesehen werden.

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Mischling – Der Außergewöhnliche unter den Hunden

Also meine Hündin ist eine von Zuchtverbänden nicht anerkannte Emma – somit ein Hund ohne Norm und dadurch ein besonderer und einzigartiger Hund, der in keine vorgefertigten Schubladen passt.

Hihi, ich sehe förmlich die Rasse-Liebhaber vor dem Bildschirm sitzen, deren Mägen beim Lesen des obigen Satzes anfangen zu rebellieren.

Nun ja, würde ich eine zweite Emma suchen, bräuchte ich wahrscheinlich eine lange Zeit. Würde ich einen zweiten Langhaardackel suchen, bräuchte ich nur kurze Zeit und schon finde ich die „Klone“, die fast alle gleich aussehen – ganz schön gemein oder?

Rasse oder Mischling? Gleich und doch nicht gleich – aber alle einzigartig

Beim Rassehund kann ich in die Schubladen schauen um zu erfahren, wie groß der Hund wird, wie sich das Fell entwickeln wird oder wie der Charakter in etwa aussehen wird. Beim Mischling – nehme ich einen Welpen auf – gibt es keine Schubladen, in denen diese Normen zu erfahren sind. Mischlingswelpen sind häufig kleine Überraschungen, zumindest bei Eltern unbekannter Herkunft.

Siehe auch:   Individuelle Hundemarken – warum denn das?
Eine von Zuchtverbänden nicht anerkannte Emma – 6 Wochen jung – Ein Tag bei uns
Eine von Zuchtverbänden nicht anerkannte Emma – 3 Monate jung

Man könnte also die Behauptung aufstellen: Menschen, die sich für einen Mischlingswelpen entscheiden, besitzen die Fähigkeit, sich auf Unbekanntes einzulassen. Wumm! Wieder sehe ich die Rasseliebhaber vor meinem inneren Auge, die vielleicht schon vor Wut kochen.

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Alle Hunde haben den gleichen Wert

Du fragst Dich eventuell, warum ich so gemeine Dinge schreiben – falls du einen Hund hast, der als Rasse anerkannt ist.

Mir ging dieses Wertigkeitsdenken durch den Kopf – nicht nur in Bezug auf Hunde. Streng genommen sind alle Hunde Mischlinge, denn um eine Rasse zu kreieren musste ja erst einmal gemischt werden. Also haben alle Hunde den gleichen Wert, egal ob der Halter Papiere mit Stammbaum in die Hand gedrückt bekommt oder nicht.

Mir ging dieses Denken auch durch den Kopf, als ich letztens einen Hundehalter ungewollt vor den Kopf stieß. Ich sah einen Hund und keine Rasse und da es hier in Spanien von Mischlingen nur so wimmelt  und wir über Hunde in Spanien sprachen stellte ich die Frage: Wissen Sie, welche Rassen in Ihrem Hund stecken?

Puuuuh, das blanke Entsetzen sprang mich an: „Das ist doch kein Mischling!!!! Das ist ein XY (die Rasse habe ich schon wieder vergessen, weil es mir ziemlich egal war)!!!“

Manchmal werde ich gefragt, welche Rasse Emma sei. Normalerweise antworte ich: „Das ist keine Rasse, sondern ein Mischling. Ich kenne ihre Eltern nicht.“

Nun stelle ich mir vor, ich würde zukünftig so reagieren wie die beiden von mir erwähnten Hundehalter, also beispielsweise so:

  1. Abschätziger Blick auf Rassehund und dann: „Naja, das ist ja so ein typischer XY, wie man ihn schon 150 Mal gesehen hat.“
  2. Blankes Entsetzen zum Ausdruck bringen: „Das ist doch keine Rasse!!! Das ist eine Emma!!!“
Siehe auch:   So kann man zum Zweithund kommen

Vielleicht mache ich das mal und berichte dann über die Reaktionen meines Gegenübers.

Mit diesem Artikel möchte ich für die Mischlinge eine Lanze brechen, denn sie sind – wie alle Hunde –einzigartige und wertvolle Lebewesen.

2 Kommentare

  • Es stimmt, Mischlinge sind ganz besondere Hunde, manchmal richtige Wundertüten, aber alle sehr liebenswert. Meine ersten Hunde waren alle Mischlinge und jeder was ganz besonderes !
    Jetzt habe ich den ersten Rassehund, ganz einfach deswegen, weil ich mich in diese Rasse verliebt habe. Und seltsamerweise wurde ich jetzt das erste Mal gefragt was für Rassen da drin wären 😉

    • Marion

      Ich hoffe, du hattest kein blankes Entsetzen im Blick *grins*.

      Und ich hoffe auch,dass meine Leser wissen: Ich mag alle Hunde, egal ob von irgendeinem Verband anerkannt oder nicht :))

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