Welpen und Junghunde – Freude oder Frust
Welpen und Junghunde können bei dir Freude oder Frust erzeugen. Endlich ist er da, der niedliche Welpe, auf den du dich schon so lange gefreut hast. Und dann pinkelt er in deine Wohnung, fiept vielleicht nachts und hat eventuell einen starken Nagedrang. Bei manchem Hundehalter schlägt die Freude schnell in Frust oder sogar in einen Welpenblues um. Wer dann nicht an sich selbst arbeitet, wird mit der folgenden Junghundzeit überfordert sein. Den Anfang machen immer die Gedanken und die hast du selbst in der Hand.
Bevor ein Welpe einzieht: Informationen einholen
Wahrscheinlich hast du schon oft gelesen oder gehört, dass du dich gut informieren solltest, bevor ein Welpe bei dir einzieht. Das tun auch viele zukünftigen Hundehalter, aber häufig blenden sie dabei die Berichte anderer Hundehalter über die nicht so netten Anekdoten aus. Im Nachhinein und als bloßer Zuhörer oder Leser sind die Geschichten über die Unarten der Hunde auch meistens lustig. Bist du jedoch selbst beteiligt, kann dir mitunter das Lachen vergehen.
Welpen sind toll und es macht unglaublich viel Freude, sie beim Entdecken der Welt zu begleiten und zu beobachten. Es macht Spaß live mitzubekommen, wie sie sich entwickeln und dass für sie so viele Dinge pures Abenteuer sind. Und beim Anblick dieser kleiner Wesen schlägt das Herz höher und man möchte sie knuddeln.
Tja und dann zieht so ein Welpe in dein Haus. Du hast dich vielleicht darauf eingestellt, dass der Kleine noch nicht stubenrein ist. Was es aber bedeutet, nachts aufstehen zu müssen, weil der Welpe dringend muss, das wird dir eventuell erst jetzt klar. Du hast wahrscheinlich vorher gelesen, dass du mit deinem Welpen immer dann nach draußen gehen solltest, wenn er geschlafen hat und wach wird oder wenn er gespielt hat. Klingt ja einfach – bis du den Alltag erfährst und zig Mal am Tag das Hundetier nach draußen bringst.
Du hast bestimmt auch vorher Hundespielzeug gekauft und ein hübsches Hundebett. Und dann stellst du eines Tages fest, dass der Hundekorb zernagt wurde und dein niedlicher Welpe statt am Spielzeug zu kauen dein Tischbein angeknabbert hat. Jo, dann wirkt der kleine Hund manchmal gar nicht mehr so niedlich. An diesem Punkt geraten manche frischgebackenen Hundehalter in den Welpenblues.
Was ist Welpenblues?
Wenn der Traum von ständig harmonischem Zusammenleben mit dem kleinen Hundetier von der Wirklichkeit eingeholt wird, dann kann es sein, dass du dich plötzlich total überfordert fühlst und glaubst, du könntest die nächsten zehn oder fünfzehn Jahre mit Hund nicht überstehen. Dazu gesellt sich die Angst vor Fehlern beim Umgang und bei der Erziehung des Hundes.
Auf einmal überwältigt dich die neue Situation und du stellst dir beim Blick auf deinen Welpen 101 Fragen. Muss er jetzt Pipi oder nicht? Schläft er genug? Wie oft muss ich mit ihm spazieren gehen? Möchte er nun spielen oder warum schaut er mich so an? Hat er Hunger oder Durst? Habe ich das richtige Futter gekauft oder soll ich noch einmal 120 Seiten im Internet über die perfekte Hundeernährung lesen?
Vielleicht taucht nun auch noch der Gedanke auf, ob du deinen Hund besser wieder abgeben solltest. Und wieder grummelt es im Magen und die nächste Frage bläht sich auf: Habe ich eigentlich eine gute Bindung zu meinem Hund? Oder leben wir eher nebeneinander her? War es nicht Liebe auf den ersten Blick? Liebe ich diesen Hund überhaupt?
Am besten sagst du jetzt ganz laut „Stopp“, bevor du dieses Gedankenkarussell weiter anschiebst.
Sind Welpen und Junghunde schwierig?
Diese Frage würde ich mit einem klaren Jein beantworten. Ja, es gibt Phasen, die nicht ganz so spaßig sind und ja, es gibt Momente, in denen man ein Monster im Hund zu erkennen glaubt. Und dennoch empfinde ich die doch recht kurze Welpen- und Junghundzeit überwiegend als schön, lustig, spannend und faszinierend.
Es ist einfach der Blickwinkel, von dem aus du diese Zeit betrachtest. Klingt simpel, ist es auch. Wie bei fast allem im Leben kommt es darauf an, worauf du deinen Fokus richtest.
Na klar kann auch ich im ersten Moment nicht lachen, wenn mein niedlicher Welpe oder Junghund Stuhlbeine oder sonst etwas annagt. Und natürlich fand ich es nicht so angenehm, wenn ich nachts statt im Bett zu liegen mit dem Hund im Garten stand – weil er irgendwas gefressen hatte und nun an Durchfall litt. Und manchmal fluche ich auch, wenn der Junghund seine Ohren auf Durchzug stellt und meinen Rückruf gekonnt überhört.
Das sind jedoch Momentaufnahmen und diese machen ja nicht den kompletten Hund aus. Er bringt noch so viele anderen Eigenschaften mit sich, an denen ich mich erfreuen kann. Und dies möchte ich dir ans Herz legen: Richte deinen Fokus immer wieder und ganz bewusst auf all die schönen Seiten deines Hundes. Denke daran, wie schnell die Welpen- und Junghundzeit vorbei ist – und wie kurz so ein Hundeleben ist.
Tipps für eine gute Zeit mit dem Welpen oder Junghund
Zunächst möchte ich dir sagen, dass „den Fokus auf das Schöne richten“ nicht bedeutet, dass du deine als negativ bewerteten Gefühle verdrängst oder dich dafür verurteilst. Ich erlaube mir durchaus auch mal, meinem Hund zu sagen, dass ich es echt kacke finde, was er da gerade macht. Wir Menschen und unsere Hunde bilden eine Wohngemeinschaft und in dieser sollten wir uns alle wohlfühlen. Es geht somit nicht ausschließlich um das Wohl des Hundes. Und der darf ruhig auch wissen, dass ich manche Dinge nicht dulde.
Wichtig ist aber auch, dass du deine Impulse kontrollierst – das erwarten wir ebenso von unseren Hunden. Dazu gibt es auch in unserem Buch „Mein Hund – Mein Coach“ ein Kapitel.
Das heißt: Es ist durchaus legitim, wenn du sauer reagierst. Es ist jedoch nicht legitim, wenn du deiner Wut komplett freien Lauf lässt und deinen Hund mit harten Methoden bestrafst oder deine Wut an ihm auslässt. Das meine ich mit Impulskontrolle.
Die folgenden Tipps sollen dir dabei helfen, die Zeit mit deinem Welpen und Junghund zu genießen:
- Gönne dir zwischendurch eine hundefreie Auszeit.
- Vergleiche dich nicht mit anderen Hundehaltern.
- Vergleiche deinen Hund nicht mit anderen Hunden.
- Setz dich bei der Hundeerziehung nicht unter Druck.
- Konzentriere dich bewusst auf das Positive.
- Versetze dich in deinen Hund hinein, für den die ganze Welt neu ist.
Hundefreie Auszeit
Zwischendurch tut eine kleine Auszeit gut. Einmal in Ruhe mit Freunden zusammensitzen und nicht ständig die Augen beim Hund haben zu müssen, ist einfach wichtig. Meine Hunde sind fast immer mit mir zusammen. Dennoch habe ich Zeiten, die mir gehören und die ich nicht mit meinen Hunden teilen möchte. Sitzen wir beispielsweise abends bei einem Treffen mit Freunden am Lagerfeuer zusammen, können Emma und George noch eine Weile dabei sein, aber dann bringe ich sie ins Haus oder ins Wohnmobil. Das haben beide Hunde schon früh gelernt. Da ich von Zuhause aus arbeite, sind meine treuen Vierbeiner rund um die Uhr bei mir. Mein Leben ist sehr auf die Hunde ausgerichtet. Aber zwischendurch gönne ich mir eine hundefreie Zeit.
Die gönne ich mir übrigens täglich. Abends heißt es: Ruhe im Karton. Und das können auch schon Welpen lernen. Das heißt, dass sie abends nicht mehr bespaßt werden. Ab Uhrzeit X ist meine Zeit. Die Hunde sind dann zwar bei mir, aber sie bekommen nicht die Aufmerksamkeit, die sie tagsüber erhalten. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Selbstverständlich achte ich darauf, dass der Hund seine Geschäfte verrichten kann und genügend Wasser im Napf hat.
Versuche, dir Freiräume zu schaffen. Lebst du mit einer Partnerin/ einem Partner zusammen, dann teilt euch die Aufgaben, die mit dem Welpen zu tun haben. Ansonsten kann vielleicht ein Freund oder eine Freundin ab und zu als Hundesitter einspringen.
Zur hundefreien Auszeit noch eine Anmerkung. Falls du außer Haus berufstätig bist, hast du hoffentlich vorher bedacht, dass es für einen Welpen und Junghund sehr schwer ist, über Stunden alleine zu sein. Das Alleinebleiben muss langsam und schrittweise geübt werden und selbst dann tut es einem – auch erwachsenen – Hund nicht gut, wenn er täglich 6, 8 oder mehr Stunden alleine bleiben muss.
Solltest du dies deinem Welpen oder Junghund zumuten, musst du mit Schwierigkeiten rechnen. Hunde sind keine Einzelgänger. Sie benötigen den Anschluss an ihre Familien und du bist die Familie deines Hundes. Es ist ganz normal, dass Welpen und Junghunde Dinge zerstören oder bellen oder jaulen, wenn sie alleine in der Bude hocken. Sie leiden und anders können sie es nicht ausdrücken.
Und bitte folge nicht dem neuen Trend, Hunde in Boxen zu sperren. Solltest du ganztags berufstätig sein, ist es dir zu empfehlen, dich um einen Hundesitter zu bemühen.
Keine Vergleiche mit anderen Hundehaltern und Hunden
Druck entsteht gerade bei neuen Hundehaltern durch Vergleiche. Warum schafft Hundehalter Meier es, seinen Hund nur mit einem leisen Pfiff zu sich zu rufen? Wieso ist der gleichaltrige Junghund des Nachbarn Müllers bereits leinenführig, während mein Hund mich scheinbar als Schlitten sieht und wie verrückt zieht? Weshalb kann mein Welpe immer noch kein Sitz, Platz, Bei Fuß, aber der Welpe meines Kollegen beherrscht diese Kommandos schon aus dem Effeff?
Menschen sind verschieden und Hunde sind es ebenso. Lass dir und deinem Hund Zeit und setz euch nicht unter Druck. Der eine Hund lernt schnell, der andere langsam. Der eine Hund platzt förmlich vor Neugierde und ist draußen beim Spaziergang kaum fähig, vor lauter neuen Reizen konzentriert bei dir zu ein und der andere nimmt es eher gelassen hin, dass er Vieles noch nicht kennt.
Lass dich auf die Welt deines Welpen oder Junghundes ein Stück weit ein!
Ich sage immer, dass ich durch meine Hunde noch viel mehr in der Natur entdecke, als ich es eh schon tue. Sie haben die besseren Nasen und sie haben das bessere Gehör. Und so ein Welpe und Junghund, der zum ersten Mal in seinem Leben ein durch die Luft wehendes Blatt sieht oder zum ersten Mal den Duft frischer Erde riecht und dann genüsslich darin buddelt und seine Nase hineinsteckt – er zeigt uns doch wie wunderbar es ist, sich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen.
Ich wünsche dir, dass du dich auf die Lebensfreude und Lebensneugier deines Welpen und Junghundes einlassen kannst und dich vielleicht sogar davon anstecken lässt. Das heißt nicht, dass du unbedingt deine Nase in ein frisch gebuddeltes Erdloch stecken musst. Dabei zuzuschauen und die Freude und die Abenteuerlust deines Hundes zu beobachten, wirkt oft schon ansteckend genug.
Die Welpenzeit empfinde ich als eine spannende Zeit. Gut, man macht Fehler, vermeidet die vom vorherigen Welpen, um dann wieder andere neue zu machen ;-).
Für mich herrscht die Freude und die Liebe zum vierbeinigen Familienmitglied vor, kann mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen ! Was wären wir ohne sie 🙂
Schöööön 🙂 So geht es mir auch.