Welche Hunderasse passt wirklich zu mir?

Welche Hunderasse passt zu mir? Irgendwann spielt man mit dem Gedanken, ein Hund in der Familie wäre doch toll. Vorher sollten jedoch einige Dinge geklärt werden. Über tägliche Spaziergänge, Kosten für Futter und Tierarzt, Verbleibmöglichkeit bei längerer Abwesenheit u.s.w. wurde viel geschrieben und ich möchte darauf auch nicht eingehen . Oft wird dann die Entscheidung nach dem Aussehen getroffen. Der Hund sieht niedlich aus, so einer muss es sein.  Ein knappes Jahr später stehen die Leute dann vor großen, selbst verursachten Problemen. Ein Beitrag von Hundetrainer Thomas Ifland.

Hunderasse gut auswählen

Ein wichtiger Aspekt für die Auswahl eines Hundes ist die Rasse selber. Passt das rassetypische Verhalten zu mir? Genau genommen müsste die Frage sogar lauten: Kann ich meinen zukünftigen Hund rassegerecht auslasten?

Jagdhunde … und der Jagdtrieb 

Meinen ersten Beagle bekam ich vor fast 20 Jahren mit dem Hinweis vom Züchter, dass Freilauf schwierig, ja fast unmöglich wäre. Mit diesem Bild vom Beagle wollte ich mich nicht abfinden und war daraufhin über Jahre als Ausbilder im Beagle Club Deutschland (BCD) tätig. Oft kamen Leute zu mir und waren völlig verzweifelt.

„ Mein Beagle hat Jagdtrieb, ich kann den Hund nicht laufen lassen und an der Leine zieht er nur“. Was soll ich dann sagen? Es ist ein Jagdhund, was erwarten die Leute? Dann bleibt er eben an der Leine…..

Beagle Foto: Thomas Ifland
Beagle
Foto: Thomas Ifland

Nein! Artgerechtes Arbeiten mit dem Hund ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Natürlich kann man den Jagdtrieb in den Griff bekommen; dies ist mit viel Arbeit und Geduld zu 98% möglich. Und 100% ? Nun ja, es ist ein Lebewesen mit eigenem Willen. Ich kann dies jedoch mit guter Ausbildung des Hundeführers so steuern, dass schon erste Anzeichen gesehen werden und somit rechtzeitig ein Rückruf erfolgen kann. Stellen sich die ersten Erfolge ein, macht die Arbeit mit dem Hund sogar Spaß und das gilt für beide Seiten.

Siehe auch:   Buchempfehlung “Das andere Ende der Leine…”

 

Hundefutter-Vergleich

Der Jagdtrieb ist ein generelles Problem vieler Hunde. Hierzu zählen vor allem sämtliche Jagdhund- und Windhunderassen. Entweder ich kann diese Tiere wirklich auslasten oder ich lasse die Finger davon.

Auslastung heißt nicht unbedingt Jagen. Spurensuche auf Kunstduftstoffe (Anis), Mantrailing oder Dummyarbeit sind nur Beispiele, wie ich dies auch ohne Wildberührung gut in den Griff bekomme. Bei Windhunden ist der Anschluss an einen Windhundeverein sinnvoll. Hier kann der Hund in kontrollierter Weise seiner Passion nachgehen.

Dickköpfig und verfressen – das hat seine Gründe

Auch die Verfressenheit eines Beagles kann zum Problem werden. Er frisst alles was er findet. Ohne Maß und in einer Geschwindigkeit, dass man kaum reagieren kann. Auch dies ist rassetypisch. Der Beagle ist im Ursprung ein Jagdhund, der zur Meutejagd gezüchtet wurde. In der Meute gilt das Gesetz des Stärkeren und Schnelleren. Was ich fresse, frisst kein anderer mehr. Die Folge: Überforderte Hundehalter mit übergewichtigen Beaglen an der Leine. Für beide Seiten sehr unbefriedigend, um es zurückhaltend auszudrücken. Auch der Labrador neigt zur Verfressenheit. Ich muß also konsequent auf die Ernährung achten und sicherstellen, dass der Rest der Familie sich ebenfalls daran hält.

Oder…. mein Terrier ist total dickköpfig , er hört so gut wie gar nicht. Ist er in meiner Nähe, ist noch alles ok. 5m weg, dann schaltet er ab. Warum ? Der Terrier ist im Ursprung zur Bautenjagd gezüchtet worden. Er wurde in den Bau ( Fuchs, Dachs ) geschickt und ab da musste er selber sehen wie er klar kam, hat also über Generationen gelernt Entscheidungen zu treffen. Wildschärfe und selbstständiges Arbeiten waren hierbei ein Muss und wurden über Generationen genetisch vererbt. Der Teckel hat übrigens die gleichen Eigenschaften. Suchspiele, wobei der Hund selbstständig Gegenstände finden und bringen kann, sind ein guter Ersatz.

Siehe auch:   Hunde als Weihnachtsgeschenke?

Weitere Denkanstöße bei der Auswahl der Hunderasse

Border-Collie und Australian Shepherd (als Beispiel genannt) sind Hüte-, sowie Arbeitshunde. Sie brauchen Aufgaben, müssen beschäftigt werden. Nicht nur körperlich, auch der Kopf braucht seine Aufgabe. Klar, Bewegung und geistige Beschäftigung braucht jeder Hund. Bei den oben genannten Rassen stoßen viele jedoch schnell an ihre Grenzen.

Wohnen Sie in einem Mehrfamilienhaus? Dann sollten die sogenannten Wachhunde wie Schäferhund, Rottweiler, Dobermann nicht unbedingt die erste Wahl sein. Ihre Aufgabe ist es, fremde Personen im Haus zu melden (Bellen). Nicht gerade angenehm, wenn im Haus zehn Wohnparteien leben. Das gleiche gilt auch für die Herdenschutzhunde wie z.B. Senner und Kangal. Bei einem Dackel müssen sie darauf achten, dass er nicht zu viele Treppen hinauf laufen muss.

Sie joggen gerne ? Fahren viel Fahrrad und der Hund soll sie neben dem Fahrrad laufend begleiten? Dann wäre eine Französische Bulldogge der falsche Hund für sie. Diese Tiere wurden so überzüchtet, dass sie schlecht Luft bekommen und damit als Sportpartner nicht in Frage kommen.

Auch das Gewicht eines Hundes spielt eine große Rolle bei der Auswahl. Versuchen sie mal 50kg Hund in den 3. Stock zu tragen, wenn der Hund sich an der Pfote verletzt hat oder aus Altersgründen den Treppengang nicht mehr schafft.

Sollten sie sich für eine Rasse entschieden haben, erkundigen sie sich gründlich über die Eigenschaften dieser Rasse. Es gibt genügend Vereine, wo sie mal schauen und sich beraten lassen können. Auch das Gespräch mit einem Züchter sollte man dringend suchen. Bei Mischlingshunden ist dieses rassetypische Verhalten nicht ganz so ausgeprägt, aber trotzdem je nach Mischung noch vorhanden. Also auch hier mal schauen, was für Eigenschaften (Rassen) in dem Hund vereint sind.

Siehe auch:   Hunderassen für Familien

Vielleicht möchte der ein oder andere Leser diesen Bericht durch eigene Erfahrungen ergänzen?

Welche Rasse habt Ihr, wie beschäftigt Ihr Eure Hunde?

Eure Kommentare sind sehr willkommen!

Thomas Ifland, Hundetrainer

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2 Kommentare

  • Silke

    Es stimmt, viele Leute holen sich bestimmte Hunde rein nach dem Aussehen. Ich finde das allerdings relativ natürlich und keineswegs verwerflich, solange man flexibel bleibt. Bei mir war klar, ich wollte einen erwachsenen Hund aus dem Tierschutz, außerdem war klar, er sollte groß sein (ich kann mit Hunden unter ca. 50 cm nicht viel anfangen) und kurzes Fell haben (wegen meiner Allergie). Verliebt habe ich mich dann auf den ersten Blick in eine Mischlingsdame, von welcher das Tierheim sagte, sie sei ein Boxer-Ridgeback-Mix. Nun informierte ich mich über beide Rassen und deren Eigenschaften, aber bei Mixen kommt natürlich die „Schwierigkeit“ hinzu, dass man nie weiß, weche Rasse mit welchen Eigenschaften dominiert.
    Nach einigen Wochen regelmäßigen Gassigehens jedoch wusste ich: diese Mischung passte für mich absolut perfekt, auch wenn der ganze Hund selbst nicht perfekt war, aber wer ist das schon? 😉
    Sie hat die für mich perfekte Mischung, ist eher ruhig, bellt nicht, ist schmusig und supermenschenlieb, neugierig statt ängstlich und lernwillig. Okay, sie hat Jagdtrieb, aber den haben wir ziemlich gut im Griff, und sie mag andere Hunde nicht sonderlich, auch daran arbeiten wir jedoch.
    Wenn ich inzwischen – nach neun Monaten mit meinem Traumhund – höre, sehe und lese, was andere Halter mit ihren Rassen oder Mischlingen erleben, denke ich mir immer, du willst mit KEINEM von denen tauschen! Kein anderer Hund würde mir genau das Rundum-glücklich-Paket bieten, welches ich tagtäglich bekomme.
    So bekommt offenbar tatsächlich jeder genau den Hund, den er braucht.
    Und jeder braucht einen anderen. 🙂

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