Hundepsychologe: Der Hund auf dem Sofa?

Wie kann man sich einen Termin beim Hundepsychologen vorstellen? Ein Hund kann sich zwar aufs Sofa legen, aber nicht von seinen Problemen erzählen. Ich wollte wissen, wie ein Hundepsychologe arbeitet und einer Hundeseele helfen kann. Deshalb habe ich dem Hundepsychologen Torsten Fiebig ein paar Fragen gestellt.

Welche Hunde kommen zum Hundepsychologen?

Herr Fiebig, Sie arbeiten als Hundepsychologe. Wer kommt zu Ihnen mit welchen Problemen?

Die Probleme der Hundebesitzer sind sehr vielfältig. Jedoch kann ich aus meiner Erfahrung mit vielen Kunden mitteilen, dass Hundeaggressionen und Ängste die häufigsten Gründe sind. Weiterhin werde ich gerufen, wenn der Vierbeiner eine Ballfixierung ausgeprägt hat und darüber hinaus die tatsächliche Umwelt nur noch eingeschränkt wahrnimmt.

Wie kann ich mir eine Sitzung beim Hundepsychologen vorstellen?

In erster Linie tritt unerwünschtes Hundeverhalten an dem Ort auf, wo der Hund mit seinem Besitzer lebt. Und genau hier muss eine Hundeverhaltenstherapie erfolgen, wenn dieses nach einem umgesetzten Erstgespräch und einer durchgeführten Verhaltensanalyse erforderlich ist.

Nachdem mir der Hundebesitzer die Haus-oder Wohnungstür geöffnet hat, wird dieser selbstverständlich begrüßt. Der Hund des Besitzers wird hier nur aus dem Augenwinkel heraus betrachtet. Dieser Vierbeiner darf vom Hundepsychologen im Erstgespräch mit dem Besitzer, nicht gestreichelt werden. Natürlich ist es auch wichtig, dass der Hund  keine Leckerchen erhält. In dem Moment, wo der Hundepsychologe auf dem Hund des Hilfesuchenden einwirkt, verändert sich bereits das Hundeverhalten und somit wäre der Erfolg, einer ggf. nachfolgenden Verhaltenstherapie gefährdet.

Es ist demnach sehr wichtig, dass wir als Hundepsychologen den Hund im Erstgespräch nicht beeinflussen.

Nach Erstgespräch folgt ein intensives Gespräch

Nachdem der Hundebesitzer mich in das Haus/Wohnung gebeten hat, wird ein intensives Gespräch geführt. Es werden gezielte Fragen über die Vorgeschichte gestellt, um hier Rückschlüsse auf eine mögliche Ursache für das unerwünschte Hundeverhalten zu ziehen. Ist die Ursache bekannt, dann lässt sich eine nachfolgende Therapie oftmals einfacher umsetzen. Leider ist es in vielen Fällen so, dass die Ursache für unerwünschtes Hundeverhalten nicht über den Besitzer mitgeteilt werden kann. Gerade bei aufgenommenen Hunden aus dem Tierschutzbereich, existieren oftmals keine Informationen über die Zeit davor.

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Als Hundepsychologe die Ursachen ermitteln

In solchen Fällen muss noch intensiver auf das Verhalten der Hundebesitzer geachtet werden, um hier die mögliche Ursache zu ermitteln. In den meisten Fällen liegt die Ursache für unerwünschtes Hundeverhalten beim Besitzer. Durch fehlerhafte Interpretation der Sprache des eigenen Hundes, zeigt der Canide Eigenarten, welche nicht in unsere gesellschaftliche Norm passen.

Hunde kommunizieren permanent mit uns, nur leider haben viele Menschen den Bezug zur Natur und seinen Lebewesen verloren. Der Hund wird dann nicht mehr als Tier gesehen, sondern hier wird eine Erwartungshaltung an das hündische Familienmitglied gestellt, welche dieses einfach nicht erfüllen kann. Unser treuer Begleiter ist nun mal ein Hund und dieses sollten wir nicht vergessen.

 

Hundefutter-VergleichHundesprache lernen – das ist das A und O

Genetisch bedingt können unsere Hunde die menschliche Sprache deuten, jedoch müssen wir die Hundesprache lernen. Lernen, die feine Kommunikation unserer Hunde zu verstehen und somit gezielt darauf antworten.

Zu dieser Hundesprache gehören u.a. die Beschwichtigungssignale, Imponiergesten, Drohverhalten und Demutsgesten. Wenn wir hier verstehen, was sich unter den einzelnen Fachbegriffen verbirgt, dann kann unerwünschtes Hundeverhalten so schnell nicht entstehen. Natürlich gibt es auch Bereiche, wo wir keinen Einfluss ausüben können.

Beispielsweise, wenn unser Hund plötzlich Opfer eines rumstreunenden fremden Hundes wird, welcher unvermittelt auftaucht und plötzlich und ohne Signalsetzung unseren Vierbeiner verletzt. Hier müssen wir dann im Nachhinein richtig handeln und positiven Einfluss auf unseren Hund nehmen.

Manchmal wird ein Test durchgeführt

Auch führt der Hundepsychologe noch im Erstgespräch mit dem Hundebesitzer den einen oder anderen Test durch. Nur hauptsächlich liegt hierbei unsere Aufgabe in der Beobachtung des menschlichen Verhaltens, wie wirkt der Mensch auf seinen Hund ein, wie ist die Reaktion des Hundes hiernach?

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Vorangehend an alle anderen Fragen im Erstgespräch ist jedoch das Wissen darüber, dass beim Hund keinerlei Erkrankung vorliegt, welche das Hundeverhalten negativ beeinflussen könnte. Ein Vierbeiner der eine Erkrankung hat und diesbezüglich Schmerzen, der muss zwangsläufig Aggressionen zeigen. Schmerzen verursachen Aggressionen, wie es auch bei uns Menschen der Fall sein kann.

Wovon hängt der Erfolg einer „Behandlung“ ab?

Hier ist eindeutig der Hundebesitzer zu benennen, aber auch der Wissensstand und eine korrekte Aufnahme des Sachverhaltes durch den Hundepsychologen ist maßgebend, für den Erfolg einer Therapie.

Leider habe ich es ganz oft, dass die Erwartungshaltung sehr hoch angesiedelt ist. Die Hundebesitzer sind in vielen Fällen frustriert, wenn der Erfolg einer Hundeverhaltenstherapie nur Schritt für Schritt einkehrt. Nur lassen sich Hundeverhalten, welches sich seit Jahren im unerwünschten Bereich angesiedelt hat und oft durch fehlerhaftes Verhalten des Hundebesitzers noch um ein vielfaches verstärkt wurde, nicht innerhalb von einigen Tagen gänzlich ausmerzen. Hier ist eine gute Zusammenarbeit erforderlich.  Ich möchte aber auch betonen, dass es nur sehr selten vorkommt, dass die Zusammenarbeit mit dem Hundebesitzer nicht ausreichend ist.

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